Eine ähnliche Geschichte hat sich in dieser Saison bereits zweimal ereignet: Die Fußballer des Drittligisten Saarbrücken haben überraschend im deutschen Pokal einen Favoriten aus der Bundesliga geschlagen. Der bescheidene Verein wiederholte die Sensation jedoch ein drittes Mal, als er am Dienstag Mönchengladbach mit 2:1 besiegte und sich einen Platz im Halbfinale sicherte.
„Es klingt, als wären hier alle total verrückt geworden“, verstand der Torschütze des Siegtores, Kai Brünker, in einem Interview mit dem ZDF nicht. Den Skalp sicherte er mit einem Tor in der dritten Minute der Nachspielzeit, dann zog er jubelnd sein Trikot aus und genoss den Applaus. „Wir haben im Team verdammt widerstandsfähige Monster. Ich bin auf alle wahnsinnig stolz. Jetzt stehen wir quasi mit einem Bein im Finale, oder? Wir müssen nicht mehr Angst haben zu sagen, dass wir wirklich nach Berlin fahren werden!“ rief Brünker aus. Das Spiel um die Trophäe und auch um die Sicherheit der Teilnahme in der neuen Liga-Phase der Europa League findet traditionell im Berliner Olympiastadion statt. Für das neuntplatzierte Team der dritten Liga führt der Weg nun über den Zweitligisten Kaiserslautern, bei dem der tschechische Mittelfeldspieler Filip Kaloč spielt. Von den ersten vier Mannschaften der Bundesliga ist nur noch Leverkusen übrig. Sollte der aktuell führende Verein der höchsten Liga den Titel letztendlich nicht gewinnen, wird ein Team aus den niedrigeren Ligen Deutschland in der Europa League vertreten. Saarbrücken würde damit eine schon jetzt unglaubliche Märchengeschichte krönen.
Bereits in der zweiten Runde traf es auf den größten Favoriten. Mit Bayern München kam es jedoch zurecht und gewann das Heimspiel mit 2:1, das Spiel konnte sogar gedreht werden. Das Siegtor fiel in der Nachspielzeit. Im Viertelfinale besiegte es auf dem Ludwigsparkstadion, das 16.000 Zuschauer fasst, den Teilnehmer der Conference League, Eintracht Frankfurt, mit 2:0. Und im Viertelfinale reichten wieder nur zwei Tore zum Weiterkommen, auch gegen Mönchengladbach, dem der verletzte Stürmer Tomáš Čvančara fehlte, konnte es in den letzten Sekunden das Spiel drehen. „Es ist ein weiterer riesiger Schock. Besonders nach der wilden ersten Halbzeit, als wir lange nicht mit dem wilden Spieltempo mithalten konnten“, gestand der Heimtrainer Rüdiger Ziehl. Die ersten beiden Tore fielen bereits in den ersten elf Minuten, aber dann verteidigte Saarbrücken erfolgreich gegen die Überlegenheit des Gegners und schlug schließlich im letzten Konter zu. „Sie haben das ganze Spiel auf diese eine Chance gewartet, sie kam und sie haben sie voll genutzt. Das tut sehr weh“, trauerte der Gastmittelfeldspieler Julian Weigl. Besonders deshalb, weil es Mönchengladbach in der Liga nicht besonders gut geht und ein Sieg im Pokal für den Verein eine wertvolle Teilnahme an den europäischen Wettbewerben bedeuten würde.
Nun könnte außer Saarbrücken, Kaiserslautern und Leverkusen auch der Zweitligist Düsseldorf darauf hoffen. Favorit bleibt jedoch weiterhin das bisher ungeschlagene Team von Xabi Alonso. Saarbrücken erreichte übrigens zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren das Halbfinale, damals verlor es mit 0:3 gegen Leverkusen. Insgesamt ist es das fünfte Mal in der Geschichte unter den besten vier Mannschaften. Nie zuvor schaffte es jedoch ins Finale. Wird es diesmal eine weitere erfolgreiche Pokalreise mit einem neuen Meilenstein abschließen?